Der Zusammenhang von Billig-Möbeln und Schadstoffbelastung
Möbel aus dem natürlich vorkommenden Werkstoff Holz zu fertigen unterliegt einer ewig langen Tradition. Diese jahrhunderte lange Tradition hat allerdings in den letzten Jahrzehnten eine Veränderung erfahren müssen. Damit meine ich nicht die tollen künstlerischen Einfälle von Möbeldesignern, die Möbel auch aus Kunststoff, Glas, Beton oder Kartonagen herstellen, sondern ich spreche von der Entwicklung weg von hochwertigen und teuren Möbeln, hin zu billiger Pressholzware.
Freilich spielt der Preis bei der Anschaffung von Einrichtungsgegenständen wie Möbeln eine Rolle, und es ist durchaus verständlich, dass sich viele Konsumenten dabei nach einem oftmals sehr knappen Budget richten müssen. Nach dem marktwirtschaftlichen Prinzip des Zusammenhangs zwischen Nachfrage und Angebot wundert es dann auch nicht, dass gerade in den letzten Jahrzehnten sogenannte Billig-Möbelhäuser wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Dieser Möbelkauf-Ratgeber-Artikel soll aber keineswegs als „Anti-Werbung“ für Möbelhäuser verstanden werden, die im Billigpreissektor zu finden sind, sondern vielmehr als Information über die Folgen, wenn schadstoffbelastete Möbel gerade im Kinderzimmer ihren Platz finden. Denn eines ist klar: Im Billigpreissektor bei Möbeln finden sich wesentlich höher belastete Möbelstücke, als im Bereich der hochwertigen und oftmals auch teureren Kinderzimmermöbel der Markenhersteller.
Und nun mal ganz ehrlich: Wer möchte sich schon gerne Möbel in die Wohnung stellen, welche mit Schadstoffen belastet sind? Gerade bei der Kinderzimmerausstattung möchte man sicher gehen, dass die Möbel keine giftigen Substanzen enthalten, diese an die Raumluft abgeben und dann dem eigenen Kind gesundheitlichen Schaden zufügen. Doch woher weiß man, ob die Möbel wirklich schadstoffarm oder noch besser schadstofffrei sind?
Ein Garantie dafür gibt es, wie bei so vielem im Leben, nicht. Aber wenn man einiges beim Möbelkauf beachtet, dann kann man Letzteres schon an der Verwendung der Materialien festmachen. Schränke, Betten und andere Kinderzimmermöbel aus nachhaltig erwirtschafteten Rohstoffen sind zwar ein bisschen teurer, dafür wird aber die Umwelt geschont und – mindestens genauso wichtig – viel für die Gesundheit der Kids getan. Zwischen der Nachhaltigkeit und der Schadstofffreiheit von Möbeln gibt es nämlich eine Verbindung und diese liegt im verwendeten Material.
Billigmöbel vs. Hochwertige Möbel
Wie Ihr sicher ahnt, schließt das eine das andere zumeist aus, denn billig und schadstofffrei wird nicht funktionieren. Viele Möbel von Discountern werden teilweise äußerst billig abgegeben, aber leider werden diese ebenso billig produziert. Denn wenn ein Hersteller Wert auf Qualität legt und Grundmaterialien aus ökologischem Anbau verwendet, kann er diese zwangsläufig nicht billig anbieten. Gerade Billigmöbel müssen nur eins: dem Konsumenten halbwegs gefallen und ihren Zweck erfüllen. Klar, sicher wird ein billiges Kinderbett oder ein billiger Kleiderschrank über eine gewisse Zeit seinen Dienst tun, aber mit großer Wahrscheinlichkeit auch schädliche Ausdünstungen, wie Formaldehyd, an die Raumluft abgeben. Doch was hat es mit Formaldehyd auf sich?
Der Feind hat einen Namen: Formaldehyd

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Es handelt sich bei Formaldehyd um einen Bestandteil in diversen Klebern, die vor allem bei der Produktion von Spanplatten zum Einsatz kommen. Billigmöbel werden zudem in den seltensten Fällen durch Steckverbindungen stabil gehalten, sondern werden vielmehr geklebt statt geschraubt. Aber selbst wenn sie geschraubt sind, ist die Schraubstelle in den seltensten Fällen perfekt gegen das Absondern von Schadstoffen aus den verwendeten Spanplatten abgedichtet – denn das würde ja wieder die Produktionskosten erhöhen. Wird Press-Span-Holz statt Vollholz verwendet, müssen die Späne durch ein spezielles Verfahren erst einmal zu einer Platte verarbeitet werden. Hierbei müssen Bindemittel verwendet werden, die leider auch Formaldehyd enthalten.
Was bewirkt Formaldehyd?
Zunächst fällt Formaldehyd durch seinen stechenden Geruch auf. Ansonsten ist es nicht wahrnehmbar, es ist aber trotzdem da, denn Möbel aus formaldehydhaltigen Materialen geben das Gas beständig an die Raumluft ab. Dabei ist kein Ende abzusehen, d.h. die Abgasung erfolgt so lange, wie die Spanplatte vorhanden ist! Bis zu 30 Jahre kann es dauern, bis nichts mehr an die Raumluft abgesondert wird.
Die möglichen Schädigungen durch formaldehydbelastete Atemluft sind nicht zu unterschätzen. Die Liste von Beschwerden reichen von Reizungen von Augen- und Nasenschleimhaut, Kopfschmerzen, Husten bis hin zur Entstehung von Asthma, allergischen Reaktionen – auch gegenüber anderen Substanzen – und im schlimmsten Fall kann Formaldehyd sogar Krebs auslösen – zumindest steht das Gas gemäß der MAK-Liste III B im begründeten Verdacht, krebserzeugendes Potential zu haben.
Spanplatte = Schadstoffbelastet?
Man könnte nun annehmen, dass die Verwendung von Spanplatten immer bedeutet, dass man sich Schadstoffe in die Wohnung holt, wenn man Möbel aus Spanplatten kauft. Dem ist aber nicht unbedingt so. Zum einen dürfen in Deutschland nur Möbel verkauft werden, bei denen Spanplatten mit der Emissionsklasse E1 (Konzentration unter 0,1 parts per million) verwendet werden. Doch diverse Tests haben ergeben, dass auch diese in Einzelfällen giftig sein können und deutlich zu viel Formaldehyd an die Raumluft abgeben. Wer es ganz genau wissen möchte: Formaldehydarme Holzwerkstoffe kann man am RAL-Umweltzeichen 38 erkennen.
Schadstoffarme Kinderzimmermöbel
Bestimmt seid Ihr spätestens jetzt davon überzeugt, dass ins Kinderzimmer nur schadstoffarme oder möglichst schadstofffreie Möbel gehören. Ihr findet diese am zuverlässigsten bei den Markenherstellern. Das es schadstoffarm oder sogar schadstofffrei geht, zeigen Markenhersteller wie Paidi, Flexa oder Geuther. Diese Markenhersteller verwenden zwar mitunter auch Spanplatten für ihre Möbel, aber sie achten streng auf Grenzwerte und Normen.
Es gibt natürlich noch mehr Möbelhersteller von Rang und Namen, die sowohl beim Holz auf Nachhaltigkeit achten, als auch bei der Verarbeitung in Bezug auf Lacke und Farben Schadstoffreiheit für absolut wichtig erachten.
Ich habe mich ein bisschen in den Angeboten von Möbelonlineshops umgesehen und muss sagen: So teuer sind hochwertige Möbel nun auch wieder nicht. Im Gegenteil. Eine Komplettausstattung im Kinderzimmer aus qualitativ hochwertigen Materialien ohne Schadstoffgehalt ist beispielsweise schon weit unter 1000 Euro zu haben. Ein weiterer Vorteil von hochwertigen Markenmöbeln ist deren Langlebigkeit, denn dank durchdachter Details und Möglichkeiten der Wandelbarkeit kann ein Babyzimmer zum Jugendzimmer umgestaltet werden, ohne dass man die Möbel austauschen muss. Zum einen kann das Kind sein liebgewonnenes Möbel über Jahre hinweg verwenden und zum anderen spart man als Eltern viel Geld für ständige Neuanschaffungen.
Achtet beim Kauf von Kindermöbeln auch auf Gütesiegel wie den „Blauen Engel“ und lasst Euch am besten im zertifizierten Fachgeschäft beraten. Im Geschäft selbst kann man auch mal am Möbel schnuppern, ob etwas „verdächtig“ riecht. Bei manchem Discounter herrscht schon beim Eintreten „dicke Luft“, sodass man davon ausgehen kann, hier kaum die gewünschten schadstofffreien Möbel für das Kinderzimmer zu bekommen.
Und wie immer zum Schluss wünsche ich Euch ein gutes Händchen beim Kauf von Möbeln für das Kinderzimmer und hoffe, dass meine Tipps Euch wieder etwas helfen konnten.