Diskussionen darüber, ob ein Kind geeignet ist, eine bröckelnde Beziehung zu kitten, gibt es viele. Man hört immer wieder davon, dass manche Paare versuchen, der angeknacksten Beziehung durch ein Kind neuen Schwung und neue Kraft zu geben. Aber das ist wohl eher nicht der Fall! Denn selbst wenn in der Beziehung vor der Geburt des Kindes alles wunderbar läuft, kann der Neuankömmling eine bisher bestens verlaufende Beziehung auf eine harte Probe stellen.
Wenn ein Baby auf die Welt kommt, gerät die Beziehung der Eltern nicht selten in eine Krise. Selbst wenn es sich beim Familienzuwachs um ein Wunschkind handelt, kann das passieren. Nun drängt sich mir die Frage auf, wieso manche Paare glauben, ein Kind könnte eine Beziehung retten, die schon vor der Schwangerschaft auf der Kippe steht? Folglich muss ich dringend davon abraten, diesen Gedanken zu fassen und ihn gar in die Tat umzusetzen.
Ein Baby bringt Glück ins Haus – aber auch etliche belastende Umstellungen
Ein Baby verändert die Beziehung – keine Frage, denn mit der Ankunft des Nachwuchses ändern sich praktisch alle Tagesabläufe. Prinzipiell kann man sagen- erst das Kind, dann der Partner! Doch damit sind viele junge Eltern überfordert, gerade beim ersten Kind.
Kurz zusammengefasst geht es darum, dass die Mutter- und Vaterrolle zu der bisherigen als Geliebte und Geliebter dazu kommt, was nicht immer reibungslos und ohne Kollateralschäden vonstatten geht. Aber zum Glück schaffen es die meisten Eltern, einen Weg zu finden, gleichzeitig die Elternrolle und die Partnerrolle anzunehmen und auszuüben.
Eine wichtige Grundlage für dieses Gelingen ist meiner Meinung nach der Status der Beziehung vor der Schwangerschaft. Hat es vorher schon gekriselt, lassen sich die Problematiken, die zur Krise geführt haben, nicht durch Babygeschrei und volle Windeln beseitigen. Wenn sich das Paar aber vorher in seiner Liebes- und Paarbeziehung sicher und stark war, werden die Belastungen, welche die Elternschaft ganz automatisch mit sich bringt, viel besser weggesteckt. In der Regel überwiegen Glück und Zufriedenheit darüber, dass aus zwei glücklichen Menschen nun drei geworden sind.
Paare in der Krise – Paartherapie oder Schwangerschaft?
Was aber, wenn vor der Schwangerschaft vielleicht schon eine mögliche Trennung im Raum gestanden hat? Der Gedanke, ein Baby könne die beschädigte Beziehung kitten und vor dem endgültigen Scheitern bewahren, erscheint vielleicht als rettender Strohhalm, als letzter Versuch, durch die gemeinsame Verantwortung für ein Kind wieder zusammenzufinden.
Es tut mir leid, aber ich habe ziemlich ernüchternde Nachrichten: In solchen Fällen kommt es in den allermeisten Fällen trotzdem zur Trennung. Die Situation wird dann für alle Beteiligten noch komplizierter. Vielleicht sind auch bereits Geschwisterkinder da, für die im Falle einer Trennung das Sorge- und Unterhaltsrecht geregelt werden muss. Kommt noch ein Baby dazu, ist es meistens die Mutter, die eine Zeit lang auf Berufstätigkeit verzichten muss oder es zumindest nur unter erschwerten Bedingungen schafft, Geld zu verdienen.
Geht man vom klassischen Modell aus, sind es meistens die getrennten Väter, die für ihre Kinder aus früheren Beziehungen mindestens 18 Jahre lang Unterhalt zahlen müssen – auch nicht gerade die besten Voraussetzungen für einen gelungenen Neustart nach einer Trennung. Aber die wichtigste Person, um die es geht, ist das Baby! Es wird [ohne gefragt zu werden] in die Welt gesetzt und – fast könnte man sagen – es dient als Mittel zum Zweck. Für mich ist das eine schreckliche Vorstellung. Funktioniert die Aktion Familienrettung nicht, kann es passieren, dass sich das Kind sein Leben lang zurückgesetzt, nicht genügend geliebt und gewürdigt fühlt. Es wird in schwierige Familienverhältnisse hineingeboren und jetzt muss ich mal eine Lanze für diese Kinder brechen: So etwas hat kein Baby verdient!
Fazit: Wenn Ihr Eure Beziehung retten wollt, geht zur Paartherapie, sprecht miteinander und arbeitet an Euch selbst – aber bitte zeugt kein Kind, es sei denn, es geschieht aus wiederaufgelebter Liebe!