Die Erziehung unserer Kinder ist wichtig, sogar unverzichtbar, wenn die Kleinen später als Erwachsene die Spielregeln des menschlichen Miteinanders beherrschen sollen.
Aber ab wann beginnt Erziehung? Müssen schon Säuglinge lernen, dass es gewisse Grenzen gibt?
Was ist dran an der alten Erziehungsweisheit, Babys schreien zu lassen, damit sie von der ersten Minute ihres Leben erzogen werden können und – im Umkehrschluss: entwickeln sich Babys zu „unerzogenen“ Kindern, wenn sie schon im Säuglingsalter jeden Wunsch erfüllt bekommen haben?
Ich habe mir zu diesem Thema mal Gedanken gemacht und habe mich gefragt: Ab welchem Alter macht Erziehung Sinn und wie kann ich mein Baby erziehen?
Sind die Erziehungstipps aus einer anderen Zeit immer noch sinnvoll?
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass man früher mit Neugeborenen und Säuglingen ziemlich streng war. Der Rat von Erziehungsexperten, auch von den selbsternannten, lautete fast immer: Babys muss man schreien lassen, damit sie merken, dass sie damit nicht durchkommen.
Babys müssen brav sein und nur ruhige Kinder sind brave Kinder. Das Ergebnis waren Kinder, die viel zu früh in ihrem Leben Resignation kennenlernen mussten.
Freilich, irgendwann hörten sie auf zu schreien und so manch ein Kind fing auch gar nicht erst damit an, wenn sich Hunger, Durst, das Verlangen nach Zuwendung oder eine volle Windel bemerkbar machten. Sie haben nämlich gelernt: Ich kann schreien, so viel ich will, es kommt sowieso keiner. Schon gar nicht Mama.
Wozu das gut sein sollte – ich kann es Euch nicht beantworten. Ich kann nur mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass sich die meisten dieser Kinder zu Erwachsenen entwickelt haben, die weder zu den eigenen Fähigkeiten noch zu anderen Menschen Vertrauen aufbauen können. Verlustängste, Versagensängste, mangelndes Selbstwertgefühl und nicht zuletzt auch Bindungsunfähigkeit – das alles kann sich daraus entwickeln, wenn sich Babys die Lunge aus dem Leib schreien müssen und sie trotzdem nur nach Plan gefüttert werden, weil ihre echten Bedürfnisse nicht beachtet und respektiert werden.
Das Ziel einer solchen Erziehung waren brave Kinder. Mit „brav“ hat das aber rein gar nichts zu tun. Eher mit Unterwürfigkeit, Anpassung und Selbstaufgabe.
Die Erziehung von heute hat andere Ziele
Zum Glück sind diese Zeiten vorbei, aber so manch einer von Euch wird vielleicht von älteren Familienangehörigen immer noch den Rat hören, mit der Erziehung eines Babys möglichst früh und möglichst konsequent zu beginnen.
Mein Rat geht in dieselbe Richtung, allerdings rate ich Euch nicht, Eure Babys schreien zu lassen, sondern gerade das Gegenteil halte ich für sinnvoll.
Mein Rat: Reagieren, sobald sich das Baby meldet, auch wenn es anstrengend ist. Das heißt jetzt nicht, dass bei jedem Mucks, der aus der Wiege kommt, sofort losgerannt werden muss. Aber ein eindeutiges Signal wie Weinen sollte wahrgenommen werden.
Was das Baby dabei lernt:
1. Ich kann mich auf meine Mama immer verlassen (oder auch auf Opa, Oma, Papa, Geschwister, Babysitterin, wer auch immer sich um das Baby kümmert)
2. Ich kann mich auf mich selbst verlassen! Denn ich bin in der Lage, mich mitzuteilen, meine Bedürfnisse zu äußern und sie gestillt zu bekommen
3. Ich lebe in einer schönen Welt. Mir geht’s gut. Ich werde geliebt!
Erziehung beginnt schon im Säuglingsalter!
Diese drei ersten Erkenntnisse im Leben eines Menschen sind immens wichtig, denn sie legen den Grundstein für die Entwicklung eines starken Charakters und vor allem für das so wichtige Urvertrauen in sich selbst und in andere Menschen.
Insofern stimme ich den Erziehungsratgebern von früher zu: Die Erziehung eines Kindes beginnt schon im Säuglingsalter. Nur in der Methodik geht man heute glücklicherweise ganz andere Wege. Baby´s Bedürfnisse und deren Befriedigung stehen im Vordergrund. Wenn Ihr also zum x-ten Mal nachts aufsteht, tagsüber das Baby im Tragetuch ständig bei Euch habt und auf jede Äußerung des Kindes möglichst schnell reagiert – dann seid Ihr bereits mitten drin, in der Erziehung Eurer Kinder! Und Ihr macht damit alles richtig!
Was hast Du für Erfahrungen mit der Erziehung von Deinem Kind gemacht? Welche Methoden wendest Du an? Es wäre schön, wenn hier eine kleine Diskussion entsteht!